Montag, 24. Oktober 2022

 Das Muster der Gräser


Lange hielt sie die Augen geschlossen
atmete in kurzen Abständen
das Zucken ihrer Bauchdecke
wurde weniger, sie blickte nach oben

Die Wiesenlichtung bot einen Blick
auf das satte Grün im Tal
die Sonne brach sich duch
das Blätterdach einer alten Steineiche

Langsam drehte sie sich auf den Bauch
suchte nach dem Feuerzeug
wischte mit dem Handrücken
über kleine Schweißperlen auf der Stirn

Was? fragte sie und drehte den Kopf
Jackson Pollock, würde ich sagen
sie zog an der Zigarette, spinnst du?
das Muster der Gräser aufm Hintern

Pollock? - nochmal?



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Sie blieb nie lange

Sie war mal 'ne richtige Schönheit
Sie wusste wo und wann
Sie blieb nie lange
Sie warf die Haare nach hinten

Ihr Leben war geschickte Planung
Ihr Lächeln entwaffnend 
Ihr Blick von der Seite
Ihr Sinn für Balance war angeboren

Die Männerintervalle wurden kürzer
Die Partys seltener
Die Spiegel weniger
Die Söhne waren erwachsen

Baden in Eselsmilch
Botox und Gurkenmaske

Collagen und Meersalz


Corselagen im Schrank

Ein langsamer Abschied

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Gedichte Hans Beislschmidt 10.2022


Dienstag, 11. Oktober 2022

Eine seltsame Horde

 Eine seltsame Horde


Es gibt nichts, was wir tun könnten.
Nichts, was wir verändern könnten.
Gar nichts.

Alle Heilslehren sind nichts wert,
wie auch alle Werte und Traditionen.
Bilder aus unserer Vergangenheit,
die nicht mehr sichtbar sind und
auch nicht sichtbar gemacht
werden können.

Es ist vorbei.

Vorbei, bis auf die Dankbarkeit
eine Weile aus der Wundertüte des besten Jahrhunderts kurz naschen
zu dürfen.

Wir sind eine seltsame Horde.
Führen sogar Kunststücke vor.
Belesen sein und Dummheit zugleich.

Bemerkenswert wäre noch, dass wir
gar keine Mauer gebraucht hätten.
Eine rote Ampel hätte genügt.

Ob wir es beklagen oder nicht, spielt keine Rolle.

Gedichte Hans Beislschmidt 10.2022
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