KULT[UR]
Buch-Tipp: Vergeblich gewartet?
Hans Beislschmidt wartet auf Altersmilde. Bisher vergeblich. Der Mann ist 68. Und es scheint, als sei er scharfzüngiger statt versöhnlicher geworden in den vergangenen Jahren. Und dabei war Beislschmidt zu der Zeit, als er noch auf der Bühne stand, bereits nicht der feinsinnigste unter den saarländischen Kabarettisten und – wie sich der Autor selbst bezeichnet – Comedians. Viele kennen den Mann, der eigentlich Hans Schmidt heißt, aus seiner Zeit als Wirt und Kulturveranstalter im Blauen Hirsch im Saarbrücker Stadtteil Sankt Arnual, den er bis 2018 betrieb. Beislschmidt war auf der Bühne immer mehr ein Meister des Säbels als des Floretts. Und so wundert es nicht, dass seine Gedichte auch als Brachialliteratur daherkommen.
Nach seinem ersten Gedichtband „Ich war nie wohlgefällig“ hat er nun in „Ich warte noch auf Altersmilde“ Gedichte aus den Jahren 2011 bis 2021 vorgelegt. 180 Seiten umfasst das von Pola Polanski illustrierte und im Leipziger Engelsdorfer Verlag veröffentlichte Buch.
„Wenn sie in ihren Trögen schwitzen und Fürze aus den Hirnen weichen, dann weißt du – anstatt Geistesblitzen, sie olfaktorisch uns erreichen“, beschreibt er etwa „die Arschkriecher“. Beislschmidt kritisiert in seinen Gedichten legalisierte Kinderehen und den Kampf um Lebensmittel bei der Tafel, den „die Greisin neben fetter Zecke“ seiner Wahrnehmung nach nur verlieren kann. Der Dichter gerät dabei gelegentlich ins Fahrwasser derer, die sich in den sogenannten sozialen Medien das Maul zerreißen, um zu behaupten, dass man ja nichts mehr sagen dürfe in diesem Land. „Im Land der Dichter und Denker wird selbst das Flüstern leiser und die einst für Freiheit waren, sind heute Hosenscheißer“ – so klingt das bei Beislschmidt. Dass er selbst in einen Flüsterton fällt, ist nicht zu erwarten. „So lange ich noch denken kann, versiegt kein Rinnsal zwischen Steinen und trifft mich auch ein Redebann, so bin ich doch mit mir im Reinen“, reimt Hans Beislschmidt.
Martin Rolshausen
Forum / saarländisches Wochenmagazin
Hans Beislschmidt: Ich warte noch auf Altersmilde. Engelsdorfer Verlag. ISBN 9783969402993.