Freitag, 28. Januar 2022

Noreply

 Noreply


Guten Tach, ich heiße Noreply,
die Sendung wartet irgendwo auf dich.
Ab Montag zwischen zwei und drei 
und vergiss den blöden Ausweis nicht. 

Fahrer Igor hatte niemand angetroffen
und hat exakt fünf mal geläutet. 
Die Nachbarn warn schon sturzbesoffen,
was laut AGB bedeutet ...

Du bist Selbstabholer aktuell -
mit besten Grüßen deine DHL






Was ist schon Geschichte

 Was ist schon Geschichte


Auf Tafeln steht es noch geschrieben,
sag, du habest uns hier liegen gesehn.
Dort, wo die Tapfersten dereinst zerrieben,
das wollen Schüler heute nicht verstehn.

Am Kahlenberg auf nackter Klippe,
bei Tours, am roten Strand der Vienne,
Im Feld der Amsel nah der Sippe
spürt mancher noch den Hauch von Benn.

Wer schon Kalkutta nicht gekannt
und Scholl Latour vom Hörensagen -
die Eulenworte scheinen heut vakant,
man braucht sie nicht nach Attika zu tragen.





Die Unerträglichkeit des Seins

 Die Unerträglichkeit des Seins


Wenn er durch dunkle Nächte geistert,
fühlt er ein Mindersein, das ständig glüht,
doch niemals brennt - nur Tage meistert.

Wie ein Monolith, der übersäuert,
sich selbst ins Formalin hinunterzieht
und Taten hundertfach beteuert.

Wenn ein Besserwisser ständig frisst -
das Los von zügellosem Raffen -
er seinen Makel allzu gern vergisst.

Deshalb er niemals Sättigung erfährt
in seiner Kammer voller Waffen,
die alle das Papier nicht wert.



Klapphorn Gedichte

 Zwei Knaben pissten frech an einen Baum.

Und dann – sie trauten ihren Augen kaum,
erschien ein Elefant und sprach ganz lässig,
„das mit dem Fressen wird wohl stressig“.

Zwei Knaben pissten von ner Brücke


beim Geländer durch ne Lücke.
Auch Wasser ist ein guter Leiter,
es zischte kurz - der Zug fuhr weiter.

Zwei Knaben tranken Doppelkorn,
den einen stach ein Koppeldorn.
Der andre ist, durch Korn gedoppelt,
auf ewig an den Dorn gekoppelt.

Aus der Schöpfung schleichen

 Aus der Schöpfung schleichen


Die Alten sind angeblich weise -
wie falsch, zu viele suchen Streit.
Vergeblich sucht man die Beweise
für Milde und Gelassenheit.

Wer unnachgiebig sich gebärdet,
hat meist nichts mehr zu verlieren.
Und wer nur störrisch und verhärtet,
kann schlecht sein Ende akzeptieren.

Der leise Tod ereilt uns allesamt -
wer fluchend stirbt, ward nie geliebt
und wer sein Herz in Wut verbrannt,
hat knappe Lebenszeit versiebt.

Frei geboren, will sich mancher trotzig aus der Schöpfung schleichen.
Mit selbst gewählten Ketten, weil Kraft und Mut am End nicht reichen.


Jasper 1 u 2

 Jaspers Planke


Was ehemals uns Schutz gewährte,
ist nun zerfressen von Termiten.
Vertrauter Heimatstrand und Sprachenwelt -
nur abgenagt gleich alten Riten.

Ganz biegsam bis zur Erde beugt
sich schlanker Bambus selbst bei Sturm,
hingegen ausgeriss'ne Bäume
bloß liegen wie ein umgefallener Turm.

Nur was ständig in Bewegung,
kann uns als stetig doch erscheinen.
Gleich einer Planke auf den Wellen,
wird Zufall unsere Zeit vereinen.

Die Zeit, zerteilt von kleinen Intervallen,
wo fern vergangene Taten widerhallen.


Jaspers' Fläschchen

Sein Gift war jahrelang Begleiter
und wachte treu im Schlafgemach.
In Todesträumen Wegbereiter
und Retter gegen Lagerschmach.

Wie könnte jemals er vergeben,
wo er Trude doch nur schützte,
als Gebieter ihrer beider Leben,
ein Freitod nicht mal Jünger nützte.

Wie könnten später die Offerten
und Anerkennung, die ersehnt,
ein Grauen posthum noch bewerten?
Verdienstkreuz dankend abgelehnt.




Unterzahl

Unterzahl 

Wenn alle Kerzen ausgeblasen
und unsre Lieder sind verstummt,
dann schweigen die naiven Phrasen,
ein falscher Weg hat uns verdummt. 

Ihr Grinsen ist versteckte Hinterlist 
und lediglich ein Spiel auf Zeit.
Wenn Säure sich durch Mauern frisst,
steht keine Festung mehr im Streit. 

Wir achten auf ihr falsches Spiel,
vertrauen nicht der Waffenruh,
in Unterzahl verspricht man viel,
doch morgen schnappt die Falle zu.
.
Gedichte Hans Beislschmidt 01.21




Gar nix gehört uns

Gar nix gehört uns

Aĺles Land - so steht's geschrieben,
gehört dem "Allmächtigen" allein,
uns ist kein Fitzelchen geblieben,
wir sind nur unbedeutend klein.


Noch legen wir die rechte Hand
aufs schwarze Buch, das bald versinkt
und sehen nicht wie steter Sand
das Räderwerk zum Stillstand bringt.
.
Gedichte Hans Beislschmidt 12.21

Donnerstag, 27. Januar 2022

Zu große Auswahl

 Zu große Auswahl

Wenn alles dich im Zweifel.ließe, was
gäb' es dann noch, um dich zu erfreuen?
Willst du leben wie der Philosoph im Faß?
Das könntest du am Ende sehr bereuen.

Man kann am reichen Tisch zugrunde gehen
und voll gefressen Hungers sterben -
dem Guten nah und in die Ferne sehen,
auch kleines Glück bringt oft Verderben.

Was auf dem Teller soll man ganz verschlingen,
zu große Auswahl ist zumeist suspekt -
die Kanibalenflucht wird nur gelingen,
wenn ausgekotzt, was nicht mehr schmeckt.

Man muss vom Ekel auch probieren, wenn man dem reinen Wort misstraut.
Vor dem Gewölle sich zu zieren, heißt doch
wer nur geschluckt, hat nicht verdaut. 
.


Samstag, 15. Januar 2022

Ich werde 100

 Ich werde 100


Hab grad gelesen, ich werd dreiundachtzig, wenn nicht noch mehr,
laut Statistik - na wenn nicht ICH, dann wer?
Das heißt, wenn nichts dazwischen kommt, das sagt Statistik meistens nie,
Vorfahrt weg und Herzinfarkt, Störfaktoren – ich glaub, so heißen die.
Die sollte man vermeiden -und täglich Frischluft tanken – viel Sauerstoff in jedem Fall, wie lila Kühe auf der Weide weiden und nicht im engen Stall.
Dagegen Mäuse in Gefangenschaft viel länger leben, als die Kollegen draußen,
wenn sie an ihren Gitterstäben kleben,
und in ihrem sichren Käfig hausen.
Die Frage ist doch, lässt sich das übertragen, vom Tierversuch direkt auf unsere Spezies?

Man könnt’ sich auch bei Meridian, Stochastik fragen, was hätten solch Ergebnisse erhebendes? Denn so ein Mensch ist doch ein Mensch und steht
viel höher als ein Tier. Der Mensch, ein Wesen, das vernunftbegabt, dazu noch aufrecht geht und nicht durch grüne Wiesen trabt und sich an bloßem Wasser labt.

Und doch - rein vom Organischen gesehen, sind wir Tiere, sogar genetisch sehr verwandt. Die Chromosomen sind zum Beispiel bei ’nem Schwein
bis auf eines gleich – das ist bekannt.
Der Laie fragt sich nun - wie kann das sein, ganz ohne Grunzen, Suhlen, Ringelschwanz und Borsten?
Denk ich an meinen Nachbarn, na da fällt mir ein, so manches Attribut erinnert schon an Thorsten.

Also - mit Eheknast und frischer Luft bin ich jetzt bei Hundert - dazu kommt noch Bewegung – täglich 80 Stufen -
macht zusammen, wer sich wundert
glatte 107 – quasi festgeschrieben.

Da kommt wie gerufen die Langzeitstudie von Eunuchen, die - man höre und staune, deutlich länger leben,
obwohl (???) - das werd ich eher nicht versuchen, bleib lieber bei Kollegen,
die noch alles an sich tragen, denn dies Vergnügen will ich weiter pflegen, selbst mit dem Risiko Versagen, bleibt unterm Strich - in jeder Lage, ein Wohlbefinden – keine Frage.

Doch da wären noch die Wermutstropfen, die uns die Lebensdauer kürzen, auch diese gilt es abzuklopfen, weil sie den Mensch ins Elend stürzen - als das da wäre: Stress, Alkohol und Zigaretten, macht jeweils dreizehn Jahre, womit wir nur noch vierundsiebzig hätten.

Was? So wenig nur? Das ist wohl nicht das Wahre. Gib mal den Rechner her – das kann nicht sein, verdammt, da bleiben nur noch fünfzehn Jahre, (???)
doch Halt!
Rotwein, (!!!)
da wird man alt hab ich irgendwo gelesen, soll sehr gesund sein und Merlot ist grad im Angebot! Wenn auch die Rotwein-Hypothesen medizinisch nicht bewiesen – doch grad beim Tod
greift die Statistik nicht, weil es ums eigene Dasein geht, weil da jede Norm zerbricht vor dem, was für mein eignes Leben steht.

So soll’s denn sein … phfff - ich mach mir nichts aus Zahlen. Wer raucht und säuft und dabei glücklich lebt, hat mehr als der Asket, der ständig rechnet, stets mit Qualen gefehlt zu haben – nur nach gesundem Leben strebt und sich tagtäglich stranguliert..... Der hat den Film halt nicht kapiert.


Oli 2


 Den Menschenfressern aufgesessen,

vergisst man gern, was Toleranz
in einem freien Land bedeutet.
Das bisschen Terror ließ mich ganz
den Dreck im eignen Haus vergessen.

Obgleich verständlich, das Verlangen
nach einer säkularen Welt
betrifft nicht nur die Religionen,
denn siehe, unser Gott heißt Geld.
So sind wir mindestens befangen.

Willst du zu andren Göttern eilen,
so ist das hierorts kein Problem,
wenn du nichts hast, auch nichts zu sagen.
Nur wird es mächtig unbequem,
willst du das Geld gerecht verteilen.

Ich muss in diesen Tagen denken
an Vorstandssprecher Alfred H.,
der weder Vorbild für die Linken,
noch sonst ein Radikaler war.
Und doch: er wollte Geld verschenken,

plädierte für Erlass von Schulden
der Dritten Welt. Humanitär
war das noch nicht, jedoch ein Zeichen,
das kaum zu überschätzen wär.
Das konnte unser Gott nicht dulden.

Nur sprengten den nicht Extremisten,
den killten Profis, bombten kühl.
Doch wer zog trickreich dort die Fäden?
Bis heute wissen wir nicht viel.
Ich fürchte nicht die Islamisten,

ich habe Angst vor meinen Brüdern.
Die reißen mich nicht in den Tod,
doch sagen auch, was ich zu denken
und glauben habe. Und das droht
nicht nur den Terrorbandengliedern.
■■■
Du lächelst und du zeigst der Welt
ein freundliches Gesicht,
das zu uns spricht:
Gebraucht mich, wie es euch gefällt!

Mir ist dein Gutmenschsein vergällt.
Die Pose wird zur Pflicht,
sie rührt mich nicht.
Sie wirkt nur fratzengleich entstellt.

Ich dachte einst, es tät’ mir leid,
wie du zum Kuscheltier mutierst
im roten Kleid,

doch da du nichts dabei riskierst,
wird es ganz einfach höchste Zeit,
dass du krepierst.
■■■
Schweine mit Flügeln


Du glaubst, dass Schweine niemals fliegen werden
und meinst bestimmt, dass wir uns unterscheiden
im Leben nicht von Schweinen und im Leiden
erst recht nicht. Du musst einsam sein auf Erden

und abseits von den Bahnen jener Herden,
die du dir einst geschworen hast zu meiden.
Es scheint zu spät, wer mag dich schon noch leiden
nach all den bösen Fratzen und Gebärden.

Was brachte es, mit allen sich zu zanken?
Ich rate, überdenke es beizeiten.
Verzweifle nicht an unsichtbaren Schranken
und lass dich nicht vom Selbstmitleid verleiten!

Ich armes Schwein. Genau mit dem Gedanken
gehst du allein in dunkle Ewigkeiten.
■■■■
Müssen Wollen Können


Wenn alles dich nur unbefriedigt ließe, was
wäre dann noch, um dich zu erfreuen?
Willst du wie Hesse ins Gebirge ziehen? Das
könntest du am Ende schwer bereuen.

Ich kann am reichen Tisch zugrunde gehen
und auch gemästet Hungers sterben.
Wer kann den Wald vor lauter Bäumen sehen?
Wem bringt Erfüllung auch Verderben?

Ich will, was ich besitze, ganz verschlingen.
Mir ist die Freiheit sehr suspekt.
Deshalb soll Flucht nur dann gelingen,
wenn ausgekotzt, was nicht mehr schmeckt.

Ich muss, was ich nicht kenne, ausprobieren,
weil ich noch jedem Wort misstraut.
Und völlend werde ich Gewicht verlieren,
denn nur geschluckt, ist nicht verdaut.
■■■
Gebärden


Sieh es ein, ich will es dir nicht sagen.
Ob du fluchst, Xanthippe, oder weinst
kann ich doch nicht anders, als mit Fragen
rückversichern, was du wirklich meinst.

Alle diese Pächter ihrer Wahrheit
tun beleidigt, wenn ich ganz konkret
eine Frage stelle, die der Klarheit
selber dient. Sie finden obsolet,

mittels Fragen Antwort zu gebären
aber ich verstehe ja den Drang
eines groben Netzes, zu verklären
einen kleinen Fisch zum großen Fang.

Unter uns: Es ist schwer, einzusehen;
trübes Wasser birgt so manchen Hecht.
Ich empfehle dennoch: Feiner nähen,
keinem recht bekommt, was g’rade recht.

Oli 1

 Geh du voran, du Niemandsknecht!

Die Welt ist schlecht, du bist gerecht,
du lebst wie ein Gedicht von Brecht,
doch der war Schein und du bist echt.
Du beugst nicht dich und nicht das Knie!
Du bist so frei und weißt nicht, wie

man übersetzt in Poesie
den Gernegroß zum Blendgenie.
Du hast die Tage nie gezählt,
dich mit der Lebenslust vermählt
und hast dein Schicksal frei gewählt,
was dich, wenn es nicht tötet, stählt

So hast du dich nun eingereiht
ins Dichtervolk und keiner schreit
so laut wie du, dass alle Zeit
und alle Welt gehört befreit.

Doch wehe, wenn ein freier Geist
noch lauter schreit und dabei dreist
die Regel bricht, die euch verschweißt,
und eure Fremdherrschaft beweist.

Dann wird der freie Mann zum Knecht,
dann ist ihm jedes Mittel recht,
das Maul zu stopfen, das so schlecht
die Freiheit würdigt im Geflecht.
■■■■
Ich bin ein kleines Licht, verstehe nicht, wie diese
Weltuntergang versprechende, globale Krise
die Spekulantenbanken, Hedge-Fonds-Manager und fiese
Jäger der verlorenen Devise
zeitgleich in derart bodenlose Miese
abstürzen lassen konnte. Bliese
ein frischer Wind Erleuchtung in gedankliche Verliese,
ließ Hinz und Kunz und gerne auch Luise
begreifen, dass Frau Merkels Expertise
besagt, es gehe dringend um Akquise
von frischem Geld für Banken, damit diese
die Wirtschaft kreditierten. Oh, ich priese
die Kühnheit der fiskalischen Franchise,
wenn dieses Geld nicht aus der gleichen Fliese,
von eben diesen Banken stammte! Hieße
so etwas nicht Verarsche? Doch! Präzise.
■■■
Wer sieht, wie diese feisten Fratzen
genießerisch beim Schlemmen schmatzen,
wie sie mit dicken Lippen schlürfen,
weil Connaisseure schlürfen dürfen,

verachtet auch den Wert der Speisen,
vermeint, sie dienten nur den Greisen,
dem Wohlstandspack zur Stilisierung,
zur Bildungsbürgerzelebrierung.

Und deshalb müssen Bücher brennen,
weil hohle Köpfe sich verrennen
und glauben, Neues kann entstehen
nur dort, wo raue Winde wehen,

wo nicht nur Wetter Berge schleifen,
die Zwerge zu den Waffen greifen,
um ihre Brüder zu erschlagen,
auf dass sie deren Hüte tragen.

Wenn sie dann an den Trögen schwitzen
und längst, anstatt Gedankenblitzen,
nur Fürze aus den Hirnen weichen,
dann weißt du, dass die armen Reichen

nicht schlechter sind, als ihre Brüder,
drum höre nicht auf alte Lieder:
Es ging und geht auf allen Erden
ums Fressen und gefressen werden.
■■■■
, ich weiß, da schwimmen Blut und Kotze,
hoch hergegangen ist es, alle stoned.
Die kleine Püppi, weißt schon wer, die Fotze,
die, die seit Kurzem gegenüber wohnt.

Die kam um Eins und wollte sich beschweren.
Oh, Mann, ich habe selten so gelacht.
Sie meinte spitz, mit wem sie zu verkehren
gelüste, sei wohl Thema dieser Nacht.

Ich sagte: „Schwester, ist das denn ein Wunder?
Du lebst allein, kein Stecher kommt hier rauf!
Schon munkelt man, du wärst ’ne olle Flunder
und fragt sich jetzt, wer macht die Dose auf?“

Und weil dann alle Partygäste grölten,
war die natürlich doppelt provoziert.
Sie sagte kühl, wer hier am besten ölt, den
nähm’ sie gleich mit, dass er den Motor schmiert.

Nun rate mal, wie da die Meute drängte
und schob und schubste, das war eine Schau!
Frag mich nicht wie, am Ende jedoch zwängte
ich mich hindurch und später in die Frau.

Ja, es ist wahr, die ließ sich von mir poppen,
na, wie man’s nimmt, ich habe es versucht,
war voll im Schwung, du weißt, mich kann nichts stoppen
und später habe ich mich dann verflucht.

Ja, warte doch, da gibt’s schon was zu motzen
Und nein, ich bin und war auch nicht verklemmt,
doch die, die ist ein Mann! Ist das zum Kotzen?
Es ist mein Ernst, ich hab ’nen Kerl gestemmt!

Und nicht nur das, wir war’n da g’rad am Machen,
auf einmal reißt’s mir fast den Schwengel ab!
Ich hör’ die alte Sau noch immer lachen
und das verfolgt mich sicher bis ins Grab.

■■■■
■■■
Was wollen genitale Dichter
mit ihren Mach-o-werken sagen ?
Die Reime gehen meist nicht schlichter,
in Sachen Metrik platzt der Kragen

mir, wenn ich das Gestolper sehe.
Auch in der Sprache bleibt es roh
und vieles, was ich nicht verstehe,
gehört vermutlich nur ins Klo.

In dieses wird sehr oft gegriffen,
das führt zum lyrischen Abort.
Nun tritt beiseite, ich muss schiffen
und nachher spül' ich alles fort ...
■■■

Ich wäre besser wechselwarm geblieben
und tümpeligen Pfründen nie entkrochen.
Statt dessen: im Getümmel umgetrieben,
rein metaphorisch manches Herz gebrochen,

das jedoch, außer Sehnsucht, nie zu lieben
gelernt hat. Amors Pfeil hat nicht gestochen.
Betrog ich nur Betrüger, stahl von Dieben?
Noch ist das Urteil lange nicht gesprochen.

Die Strafe aber ließ nicht lange warten:
Wenn ekle Egel meine Segel setzen
und nicht nur Ungeschriebenes verletzen,

in fauligen Gewässern nied’rer Arten
den allerkleinsten Lurch zum Laichen hetzen,
mit meinen wie mit fremden Zungen schwätzen.
■■■■
Ein Schwächling ruft

oder: Kultürliche Auslese


Ich denke mir,
du weißt nicht, was das ist:
ein Darwinist.

Ich glaube ja,
du hast den Darwin
nicht einmal gelesen.

Denn der sagt keineswegs,
dass etwa nur die filigransten,
kompliziertesten Strukturen
überleben, nein,
sie müssen nur
erfolgreich sein,
gleich wie!

Und all’ die Taka-Tuka-Dichter hier,
die sind das doch.
Die sind, was du so gerne wärst,
erfolgreich.
Viele an der Zahl
und sie verehren
und vermehren sich.
Sie sind genügsam,
überleben jeden Spott,
verdrängen jede and’re Art.

Du aber möchtest Arten-
schutz, ein Reservat,
für dich und deinesgleichen,
ihr pfeift schon
auf dem letzten Loch.

Von wegen Darwin!
Ein Schwächling ruft
nach seinem Schöpfer,
wünscht, beschützt zu werden,
hält sich selbst für auserwählt
und ist bereit,
der Anderen Verdammnis
hinzunehmen.

Das klingt bekannt.
Ich aber sage:
Baut sie ihm doch,
die Kathedrale!
Lasst ihn darin versauern!

Und außerhalb der Mauern
regiert das weltliche Gesetz: Hier frisst,
wer nicht gefressen werden möchte.
Und nur der Stärkste überlebt.
■■■■■
Lyrik für Loser III

Für das fleißige Bienchen


Hier stellen defizitäre Charaktere
verdichtete Neurosen
zur Nabelschau

und streicheln ihrem Gegenüber
das zarte Seelchen wund

verwechseln sich mit Künstlern
und ihren Kram mit Kunst

Und sind doch Huren

Gut, die einen sind noch verzweifelter, als die anderen und machen es sogar ohne Gummi, aber alle eint der Dirnenlohn und vereint das Gleitmittel.

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FremdenfeindlIch


Also bin ich fremdenfeindlich,
weil ich aufgewachsen bin
in der Heimat, die vermeintlich
von Geburt an in mir drin?

Jedenfalls ist diese Prägung
doppelseitig, denn auch ich
zeuge Wirkung je nach Wägung,
was banal, was wesentlich.

Selbstverständlich mag ich’s freundlich,
das gilt nicht nur für den Gast.
Ob gebleicht oder gebräunt, ich
hab’ Rassismus stets gehasst.

Jetzt kommst du und willst hier leben
und ich frage dich warum,
es dir wert ist, zu erstreben
meinen Lebensstil. Wie dumm

ich wohl sei, daran zu glauben,
dass ich dir ein Vorbild wär,
fragst und klagst, ich wolle rauben
deine Wurzeln und noch mehr.

Jeder müsse leben können,
wenn und wie und wo er will.
Sei das nicht auch dir zu gönnen?
Und beschämt bin ich dann still.

Doch im Stillen wächst das Grollen,
denn wenn du den Sitten fluchst,
die wir anderen so wollen,
frag ich mich, was du hier suchst?

Wünscht du religiöse Inbrunst,
ist die Freiheit dir ein Graus,
die der Rede, Meinung und Kunst,
warum bleibst du nicht zu Haus?

Ach, da könn’ sie dich nicht leiden?
Das ist wirklich ärgerlich.
Du bist auch nicht zu beneiden,
wenn man dich bedroht, doch ich

weigere mich, einzusehen,
warum ich ertragen muss,
hier im Lande fremd zu gehen,
denn dann komme ich zum Schluss

auf ganz seltsame Ideen
und verbreite braunen Stuss:
Alle soll’n nach Hause gehen
und zum Abschied deutschen Gruß.

Also, liebe Poly-Ticker,
redet nicht nach allen Schnuten.
Volkes Hals wird immer dicker,
klärt die Fronten noch im Guten!

Hidschabs oder Nazi-Sticker,
Ehrenmorde, Fascho-Routen,
Kleri-, Fana-, Dogma-Ticker
sind dem Land nicht zuzumuten.

Will euch jedoch nichts einfallen,
schickt den Dschihad gern nach Haus,
Aber tut mir den Gefallen,
schmeißt die Nazis auch mit raus!
■■■■
Ausgemärzt
Schneid ihnen ihre Bälger aus den Bäuchen,
lass diesem Schoß kein Unheil mehr entspringen!
Wer mitgefangen, soll uns nicht entfleuchen,
soll mitgehangen über uns’re Klingen springen.

Wir wollen nicht mehr zögern, nicht mehr weichen.
Wir wollen Täter nicht noch länger schützen.
Nur mit Appellen wird man nichts erreichen,
doch ungewollt als Idioten nützen.

Darum sei Schluss mit Permissivitäten!
Ein Blutzoll soll die Adern jetzt erfrischen.
Wir werden weite Felder kräftig jäten,
kein Unkraut soll der Egge mehr entwischen.

Nun geht es denen endlich an den Kragen,
zu lange schon verhöhnen sie die Bürger,
die braven, die jetzt Ungeziefer jagen,
als aufrecht-demokratische Erwürger.

Das Sterben ist nicht wörtlich gemeint, sondern nur der Hang zum Morbiden und zum weinerlichen Selbstbemitleiden, wenn ihr euch an eurem eigenen Zynismus schneidet. 
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Müssen Wollen Können


Wenn alles dich nur unbefriedigt ließe, was
wäre dann noch, um dich zu erfreuen?
Willst du wie Hesse ins Gebirge ziehen? Das
könntest du am Ende schwer bereuen.

Ich kann am reichen Tisch zugrunde gehen
und auch gemästet Hungers sterben.
Wer kann den Wald vor lauter Bäumen sehen?
Wem bringt Erfüllung auch Verderben?

Ich will, was ich besitze, ganz verschlingen.
Mir ist die Freiheit sehr suspekt.
Deshalb soll Flucht nur dann gelingen,
wenn ausgekotzt, was nicht mehr schmeckt.

Ich muss, was ich nicht kenne, ausprobieren,
weil ich noch jedem Wort misstraut.
Und völlend werde ich Gewicht verlieren,
denn nur geschluckt, ist nicht verdaut.
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Valse Viennoise


Prima, doch wirklich, das machst du sehr schön
Elf Pirouetten am Stücke zu drehn
Immer hübsch lächeln, zum Schluss einen Knicks
Nur der Applaus gibt am Ende die Kicks

Lachhaft! Du gibst diesem Plebs das Gefühl
Innerer Kraft im gereihten Gestühl
Circe des Specks, glaubst, erhaben zu sein
Hure des Drecks, bist die Perle zum Schwein

Fast hättest du mich komplett überzeugt
Ich fühlte mich schon als Verräter der Kunst
Cool, wenn man stark ist, sein Knie niemals beugt
Kann man erhaben tun aber im Dunst

Der Stilisierung kreist winselnd ein Hund
In dessen Dreck man tritt, stark oder nicht.
Comment? Beweise? Mein wichtigster Grund
Heißt: Wichtigkeit kommt letztlich doch nur von Wicht!
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vis-à-vis


Ich sehne nicht nach wirklichem Geschehen,
nach Orten nicht und auch nicht nach Personen.
Auch drängt es mich nicht, einen Weg zu gehen,
nach Reden nicht und auch nicht nach Aktionen.

Das Leben blieb mir fern und ist mir schnuppe.
Ich mag auch keine Tiere oder Pflanzen.
Ob ich am Meer, ob auf des Berges Kuppe,
nie musste ich vor Glücksgefühlen tanzen.

Doch wenn ich vis-à-vis vor deinem stehe,
beginne ich das Wunder zu begreifen
und sehne mich nach dem, was ich dort sehe,
dass Töne tief in mir zu Silben reifen.

Die stotternd kaum beschreiben, was zu ahnen
um Liebe und auch Leid ich nie getraute.
Mich können alle Verse nur gemahnen:
Es dichtet nur, wer nie das Leben schaute.

Deshalb will ich dir niemals mehr begegnen,
um meiner selbst, doch auch um deinetwillen.
Lass meine Worte deine Werke segnen,
lass deine Taten meinen Hunger stillen!
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