Sonntag, 29. September 2019

Aus der Schöpfung schleichen


Die Alten sind angeblich weise?
Falsch, zu viele suchen Streit.
Vergeblich suchst du die Beweise
für Milde und Gelassenheit.

Wer unnachgiebig sich gebärdet,
hat meist' nichts mehr zu verlieren.
Und wer nur störrisch und verhärtet,
kann schlecht sein Ende akzeptieren.

Der leise Tod ereilt uns allesamt.
Wer fluchend stirbt - wurd' nie geliebt
und wer sein Herz in Wut verbrannt,
hat knappe Lebenszeit versiebt.

Frei geboren will sich mancher trotzig aus der Schöpfung schleichen.
Mit selbst gewählten Ketten, weil Kraft und Mut am End nicht reichen. 

Samstag, 28. September 2019

Fernes ramschen



Sie ramschen Modetand mit Lederband,
besaufen sich am Badestrand.
Sind all inclusive und Gewinner
beim exklusiven Captains Dinner.
Latschen achselschwitzig durch Museen,
glotzen blöde in Moscheen.
Tempel, Pyramiden, Achterbahn,
Berge, Schluchten, Pilgerwahn.
Die Welt ist groß, doch viele reisen
nur um anderswo zu scheißen.



Sonntag, 22. September 2019

Spannende Location


Bei "Gute Zeit" und "alles ist gut",
packt mich stets die kalte Wut.
"Spannende Location" ist besonders schlimm,
da rennen Influencer wie auch Hipster hin.
Bei "lecker Latte schlürfen"
wird man doch wohl "chillen" dürfen?
Bei "schöner Tag" und "das macht Sinn",
kriegt man den größten "trouble" hin.
Mit "sorry, ist das auch vegan?"
ist schnell der Rest vom Hirn vertan.

Bitte Leute, bringt doch eine Tafel an:
Heut' ist Arschlochzeit von dann - bis dann.
.
Gedichte Hans Beislschmidt
Ich kann auch nett sein.

Donnerstag, 19. September 2019

Dornentraum

Wer fragt schon nach den Dornenschrammen,
die früher Leichtsinn uns versetzt?
Wo sie doch wilder Kraft entstammen,
die solche Jugendnarben schätzt.

Wer weiß schon, dass die Blütenmeere
mit scharfen Dornen reich gespickt?
Es weicht die Kraft, füllt sich mit Leere,
die ganz klammheimlich uns erstickt.

Wer glaubt auf Rosen weich gebettet,
ertrinkt in Dornen bittersüß.
Hat sich im tiefen Schlaf verwettet
und riecht am End' nach Burgverlies.

Und auch im Schlusslicht sind der Zwerge Schatten nicht erhaben.
Kleine Lichter - zu früh gestorben und zu spät begraben. 
.
Gedichte Hans Beislschmidt

Sonntag, 15. September 2019

R.I.P.

Kein Händedruck, kein Hoffnungsschimmer,
nur kalte Infusionsbestecke.
Leblos tickt die Uhr im Komazimmer,
ein Stuhl ganz nutzlos in der Ecke.

Du schnaufend Schiff im Meer von Schläuchen
und Beuteln blutiger Körpersaum.
Seelenlose Helfer und ihr Keuchen
sind infundierter nasser Fiebertraum.

Als wolltest du den Arzt bestrafen,
hängst du den Handschuh an den Haken.
Ins dumpfe Schwarz bist du entschlafen,
ein kurzes Zucken vor dem letzten Laken.

Verloren ist die Zeit, die ich dir überließ.
Ich wollte dir noch so viel sagen ... rest in peace.

Freitag, 13. September 2019

Momente und Lieder

Es gibt sie die Momente - die man nie vergisst
Die auch nach vielen Jahren nicht verblassen
Die nur schlummern um nach einer kurzen Frist
Wie aus der Tiefe tauchen und uns zweifeln lassen

Was wohl geschehen wäre - hätt' sich die Welt gewandelt
Und hätt' sie ihre Bahn ganz ohne Grund gedreht
Hätt' ich auch dann noch so gefühlt - gehandelt
Selbst wenn es wider bess'res Wissen steht

Magst du noch einmal mich betören
Dann lass die Stimme so wie damals schweben
Madonnas Frozen möcht ich hören
Das möcht ich einmal noch erleben

And think throughout you fade away
Your moaning kiss with afk

Gedichte Hans Beislschmidt


Donnerstag, 12. September 2019

Antanzen



Ich liebe Musik, auch Schauspiel und Tanz,
doch beim 'letzt genannten stimmt das nicht ganz,
denn Antanzen gilt nach Fachkraftbefragung
als rhythmische Eigentumsübertragung.

Gedichte Hans Beislschmidt
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Das Los


ich brauch' kein Gold und keine Perlen
behalt' mein Teil vom Unvermögen
das ist das Los von echten Kerlen
drum fress ich gern aus dunklen Trögen
.
Gedichte Hans Beislschmidt

Es zischte kurz



Zwei Knaben pissten von 'ner Brücke
beim Geländer durch 'ne Lücke.
Doch Wasser ist ein guter Leiter,
es zischte kurz - der Zug fuhr weiter.
.
Klapphornverse / Gedichte Hans Beislschmidt

Urlaub ist Urlaub

Es ist augenblicklich ruhig in Diktaturen.
Liegt wohl an den schweren Kerkertüren,
dunkler Alltag - Arm und Beinfrakturen.
Da vergehen schnell die Bürgerrechtsallüren.

Fahr nur hin, du blöder Urlaubsfresser!
Sonn' dich schmerzfrei zwischen Einschusskratern.
Tauch die fette Wampe ins Gewässer!
Wozu sich belasten oder Hirn zermartern?

Sind doch selber schuld - wozu bedauern?
Urlaub ist Urlaub und einmal im Jahr!
So denkt die Wampe hinter den Mauern,
bestellt bei Ali 'nen Drink an der Bar.
.
Gedichte Hans Beislschmidt


Was wäre ...

was wäre,
wenn wir einfach weiter laufen,
weiter durch die Wälder gehen,
lachend mit den Blättern raufen
und lang in unsere Augen sehen?

was wäre,
wenn wir einfach weiter schwimmen,
flussabwärts bis ins schwarze Meer,
mit Gräsern leise Lieder singen,
sag', fiele uns das schwer?
.

Gedichte Hans Beislschmidt

Keine frommen Lieder mehr


Wie akribisch genau warst du,
hast alles gezählt, errechnet,
gewogen, gemessen, verfügt,
kalkuliert, angedacht, verworfen.
Deine Logik war umwerfend,
so entwaffnend, unwiderlegbar
und du hattest meistens Recht,
das war ja das Schlimme daran.
Ich mag nicht mehr die Lehren hören!
- kein moralinsaurer Kostgänger sein
- im Pflichtbewusstsein zergehen
- keine frommen Lieder mehr singen
- ich will mich wieder im Dreck wälzen
- will mich prügeln und besaufen
- will Gefahr im Magen verspüren
- ich wollt' doch nie so lange leben.

Gedichte Hans Beislschmidt

Schmoddermund im Wiesengrund


Dein Dotterglanz verschwamm im Wiesengrund,
wo wir im Dotterlotter lagen.
Ich küsste lange deinen Schmoddermund,
bis Schlodderknie sich breit ergaben.

Gedichte Hans Beislschmidt

Mein Segel war nur Haut und Fleisch

Noch werde ich von Mut getragen,
durch eine Furt von Sepsiswind.
Ganz langsam löst sich Schmerz im Magen,
von irgendwoher schluchzt ein Kind.

Der schmutzigweiße Plattenhimmel:
Ein schwelender Partikelbrand.
An meiner Flanke Plastikschimmel.
Voran! Es treibt des Flößers Hand.

Wir nähern uns der breiten Pforte,
dem Reich von Eisen, Nickel, Stahl.
Wir setzen Anker ohne Worte.
Das Ziel erreicht - der letzte Gral.

Ein grüner Fährmann kappt die Leinen. 
Mein Segel war nur Haut und Fleisch.
Noch immer hör ich Kinderweinen.
Ich bin bereit fürs Totenreich.
.

Gedichte Hans Beislschmidt

Die Welt kennt kein Bedauern



Die Träume bleiben Provisorium
und irgendwann ist man daran gewöhnt,
wie an Tapeten, oftmals übertönt:
Für unsre Augen kein Kriterium.

Ästhetik bleibt nur Kosten-Nutzen-Rechnung,
verwandelt sich in schlichte Hässlichkeit.
Zum Umbruch zeigt sich keiner mehr bereit.
Das Schöne lebt in der Erinnerung.

Ist unser Wille doch nur fremdgeleitet?
Gelenkt von schrägen Intriganten,
ein Schiff mit rostigen Sextanten?
Ist so der Irrweg nicht schon vorbereitet?

Wer immer auch an dieser Schraube dreht,
die Kraft, sie wird ihm irgendwann erlahmen.
Sei'n es Propheten, Herrscher oder Bauern -

nur wer mit seiner Zeit in Einklang steht,
der kann den Mühlstein, das Gewicht erahnen.
Die Welt mahlt langsam und kennt kein Bedauern.

Gedichte Hans Beislschmidt

Geh ohne Zorn



Wir brechen auf zum letzten Gang.
Mit Wasser füllen sich die Spuren.
Ein Anfang ist des Endes Zwang.
Und Wellen brechen die Konturen.

Ich lasse Stück um Stück mich fallen.
Von Kleiderlast bin ich nun frei.
Wozu noch länger fest sich krallen?
Zu spät für falsche Heuchelei.

Mein Schmuck ist nunmehr bloße Haut.
Mein Wanderstab ist nur aus Holz.
Der Weg erscheint mir altvertraut.
Wie leicht verschwindet früh'rer Stolz.

"Den Schluss musst du alleine gehen.
Wir sind den Weg bis hier gekommen.
Er hat uns beide her gebracht.

Dort drüben wirst du aufgenommen.
Sei ohne Zorn, geh' unbedacht.
Die Spuren wird die Zeit verwehen."
.

Kratzer

Erkenn mich stets an meinen Kratzern.
Ich brauche keine Politur.
Leg dich ins Bett zu den Besatzern -
da lohnt sich jede krumme Tour.

Ich pack dich ein in Schleifpapier
und früher hatte ich dich lieb.
Ein Schatten von dem Beutetier
ist alles, was noch blieb.

Ihr Geben tut nicht weh

Ihr Geben tut nicht weh

sie spenden nur was runter fällt
das was so wie so nicht zählt
in ihrer heilen Welt von Charity und Geld
spielen Onkel aus Amerika
bauen sich auf vorm Büchertisch
überreichen Schecks mit Humptata
gefallen sich im Über-Ich

ihr Geben tut nicht weh
ist doch nur Baldrian per se
quasi Gutgewissenspille
dass der Wille nicht in aller Stille
dort verpufft wo man nach Hilfe ruft
wo man als ohne Wohnsitz eingestuft

sie sind so schrecklich gut beim Plätzchenbacken
sie sind selbst menschlich beim Rosinenkacken
sie spielen selbst beim größten Schweinewetter
im Friesennerz den dritte Welten-Retter

alle gehen sie ihnen auf den Leim
selbst die vom Obdachlosenheim
schlürfen Tee in Aufwärmbuden
und merken nicht dass diese Luden
sich nur sattgesehen an dem Elend
nur Teil vom Plan sind den man kennt
denn abends im Designermöbel
spannt man betroffen aus vom Gossenpöbel


Wer zu spät kommt

Wer zu spät kommt

Wünsche hin und hergeschoben,
Träume stets verdrängt.
Pläne sorgsam aufgehoben, 
Ziele durch die Angst beengt.

Auch wenn du keinen Ruhm erwirbst,
was kann denn schon passieren?
Außer dass du stirbst?
Selbst wenn, wen würd' es interessieren?

Drum wage, was du wagen wolltest
und steig auf das Artistenseil.
Auch wenn du runterfallen solltest,
war's Teil von deinem Seelenheil.

Drum springe über Berge und bleib' nicht unten kleben!
Vergiss nicht - wer zu spät kommt, den bestraft das
Leben.
.
Gedichte Hans Beislschmidt